Wir sind engagierte Katholik*innen aus Gemeinschaften und Gemeinden, Priester, Ordensober*innen und Ordensbrüder. Wir erleben, dass sich Frauen* im kirchlichen Dienst bewähren. Frauen*, die wir für geeignet und fähig halten für die Ordination zum sakramentalen Dienst.
Wir erkennen und anerkennen ihre Berufung, die in ihrem Dienst an uns und den ihnen anvertrauten Menschen sichtbar wird. Deshalb sind wir bereit, sie zu unterstützen und unsere Bischöfe zu bitten, sie auszusenden.
Es ist eine urchristliche Tradition, bei der Wahl von Menschen zum sakramentalen Dienst auf die Stimme der Gläubigen zu hören. Den Glauben und die Urteilskraft des ganzen Gottesvolkes ernst zu nehmen.
Wir sind bewährte Frauen* in Ordensgemeinschaften und im kirchlichen Dienst. Wir sind bereit für eine Ordination zum sakramentalen Dienst. Gesandt von denen, in deren Dienst wir stehen. Gesandt von denen, die uns unterstützen: Menschen aus unseren Gemeinden und Gemeinschaften, Bischöfen und Ordensober*innen. Im Vertrauen, dass Gott uns ruft .
Wir erfahren Berufung zur Ordination zum sakramentalen Dienst tagtäglich in liturgischen Feiern, in Seelsorgegesprächen und im gemeinschaftlichen Ordensleben. Menschen sprechen uns diese Berufung zu.
Wir bieten der Kirche unseren Dienst an. Damit unsere Kirche Menschen, unabhängig von Geschlecht und Lebensform, in die Seelsorge entsenden kann. Damit unsere Kirche grosszügig seelsorgerliche Beziehungen anbieten kann, in denen das Feiern von Sakramenten nicht ausgespart werden muss.
Als gesandte Frauen* mit Ordination zum sakramentalen Dienst möchten wir der Kirche ein Gesicht geben. Dafür sind wir bereit. Dafür stehen wir ein.
Die Amanzonien-Synode weckt nach langem Winterschlaf die kleine Hoffnung, dass nicht nur das Brot und die Menschen, sondern auch die Strukturen in unserer Kirche verwandelt werden können.
Die Kirche wurde in den letzten Monaten mehr denn je erschüttert. Es ist notwendig, und darin liegt die Chance, als Institution glaubwürdig zu werden, mit deutlichen Schritten der Veränderung.
Viele Katholik*innen haben in den vergangen Jahren – und in den letzten Monaten immer lauter – gerufen: warum nicht ihr?
Wir sind nicht mehr bereit seelsorgerliche Beziehung und Sakrament immer weiter voneinander zu trennen.
Weil genau jetzt auf den Tisch kommen muss, was verwandelt werden will: Wenn wir als Kirche für die Würde aller Menschen einstehen wollen, müssen wir im eigenen Haus aufräumen, und dafür sorgen, dass gleiche Würde auch zu gleichen Rechten führt.
Seit Jahrzehnten geben Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht und der Lebensform der Kirche gemeinsam ein Gesicht. Wer mit der Kirche vor Ort in Kontakt tritt, in unseren Pfarreien, in unseren Ordensgemeinschaften, in der Erwachsenenbildung und in den Spitälern, macht gute Erfahrungen mit Theolog*innen, Katechet*innen und anderen berufenen Menschen.
An den theologischen Fakultäten, in den meisten Bistumsleitungen, sowie in vielen staatskirchlichen Gremien gibt es schon ein klares Bekenntnis zu weiblichen und männlichen Hauptamtlichen im kirchlichen Dienst.
Diese guten Erfahrungen erlauben es, Berufung und Ordination zum sakramentalen Dienst jenseits von Geschlecht zu denken.
Und weit über die Schweiz hinaus: Viele kirchlich Engagierte sind international vernetzt durch gemeinnützige Organisationen. Sie hören und erleben, wie nicht zuletzt in der Amazonasregion, Kirchenfrauen* dazu beitragen, dass Kirche Erfahrungsräume eröffnet und sakramentale Feiern möglich macht.
Unsere Kirche verdient ein menschliches Antlitz, geprägt von allen, die Gesicht zeigen. Alle Menschen sind als Gottes Ebenbild geschaffen. Sie sind an Würde gleich und gleichermassen dazu berufen, das Evangelium zu verkünden und das Gedächtnis Jesu zu feiern. Wenn Frauen* der Zugang zu Ämtern und zur Ordination zum sakramentalen Dienst verwehrt wird, steht sie ihrer eigenen Sendung im Weg. Unsere Kirche wird schöner und glaubwürdiger, wenn Frauen* gleichberechtigt einbezogen werden. Das zählt hier in der Schweiz und weltweit.
Viele von uns stehen in ihrer Aufgabe unter grossem Druck, etwa als Gemeindeleiter*in, die keine Eucharistie feiern darf oder als Spitalseelsorger*in, die keine Krankensalbung feiern darf, als Ordensfrau, die in der seelsorgerlichen Begleitung das Sakrament der Versöhnung nicht spenden darf. Die Ausgrenzung schmerzt viele von uns und auch Menschen, die wir begleiten im Leben und im Sterben.
In seinem „Brief an die Gemeinde von Rom“ richtet Paulus Junia besondere Grüsse aus: Sie gehört zu seinem Volk, war mit ihm im Gefängnis und ragt unter den Aposteln hervor (Röm 16,7). Ab dem 13. Jahrhundert wurde Junia zu Junias gemacht und damit die Tatsache verschleiert, dass es sich bei dieser herausragenden Persönlichkeit um eine Frau* handelte. Die neue Einheitsübersetzung von 2016 hat sich zu diesem Fehler bekannt und die Apostelin Junia wieder als Frau* kenntlich gemacht.
Junia, die jahrhundertelang unsichtbar gemachte Frau, ist die Patronin unserer Initiative. Sie weist auf uns hin und macht uns als sendungsbereite Frauen* sichtbar.
Weitere Informationen zu Junia:
Helen Schüngel-Straumann: „Junia, die hervorragt unter den Aposteln“ In: Kirche heute 26/2015
Markus Lau: „Junia – hervorragend unter den Aposteln. Exegetische Notizen zu einem frühchristlichen Ehepaar.“