Wir sind da!
Solita es offere, du bist gewohnt, (das Opfer) darzubringen, heisst es in der mittelalterlichen Legende von der Wiborada, der St. Galler Stadtheiligen, die im 10. Jahrhundert lebte. Der Mönch Ekkehard hat sie schon 960 aufgeschrieben. Eine Erinnerung an Gewohnheiten und Traditionen der katholischen Kirche, die oft übersehen oder ausgeblendet werden. Genau wie die an die Apostelin Junia, die im Neuen Testament von Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom ausdrücklich gewürdigt und gegrüsst wird.
Die Apostelin Junia hat der #JuniaInitiative den Namen gegeben und die hat am 18. Mai zum fünften Mal den Juniatag gestaltet. Diesmal in der katholischen Kirche in Dagmersellen im Kanton Luzern. Ein zentrales Element war die Erzählung von Wiborada von Moni Egger – einige Auszüge aus der Erzählperformance, mit der die Künstlerin vom ökumenischen Projekt wiborada.sg offiziell beauftragt worden ist. Unter dem Titel des fünften Juniatages, «Von alten Geschichten zehren» kamen die Geschichte und die Gegenwart von Wiborada und Junia zusammen.
Denn das Anliegen der #JuniaInitiative ist höchst aktuell. Es geht um seelsorgerliche Beziehungen in der katholischen Kirche, das Feiern von Sakramenten inklusive, und wie sie neu gestaltet und verantwortet werden können. Es geht um eine «Ordination zum sakramentalen Dienst», zu dem Gemeinden bewährte Seelsorgerinnen und Seelsorger zusammen mit dem Bischof beauftragen. Die #JuniaInitiative bringt Menschen zusammen, die sagen: Wir sind dafür da! 5 Jahre sind sie schon da und wissen, dass es langen Atem brauchen wird.
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Auch darum der Titel des Juniatages: von alten Geschichten zehren. Davon waren die Workshops am Juniatag geprägt: neben der Aktualisierung der Legende der Heiligen Wiborada gab es ein Bibliodrama zu einer Auferstehungsgeschichte und der Suche nach einem Weg, der «nicht in die Gruft» führt. Auch die Vernetzung mit anderen kirchlichen Reformbewegungen, insbesondere der Allianz glaubwürdig katholisch, spielte eine zentrale Rolle. Das neue Projekt der Allianz, ein Kartenset mit Begleitmaterial für Teams und Gruppen in der katholischen Kirche, die ihre Tätigkeit auf Gleichwürdigkeit prüfen und weitentwickeln wollen – nach innen und nach aussen. Entscheidungskultur, Kommunikation, Veranstaltungen, Seelsorge, Liturgie und Theologie und Missbrauchsprävention sind die Handlungsfelder, die in den Blick genommen werden. Das Projekt wurde am Juiniatag getestet und weiterempfohlen.
Besonders anregend war auch der Ort des Juniatages: die katholische Kirche Dagmersellen, in der sich Traditionen, Gegenwart und Zukunft der Kirche räumlich und baulich gestaltet erleben lassen. Die Kirchenbänke haben Stühlen Platz gemacht und Raum für ein Café ermöglicht. Aus den alten Kniebänken sind neue Sitze für die Feiernden geworden und vieles mehr. Die Kirche ist eng mit der benachbarten Schule verbunden. Der kürzeste Schulweg führt von Seitentür zu Seitentür mitten durch die Kirche. Kurz vor 12 gehen Schülerinnen und Schüler ein paar Schritte mitten durch die Kirche. Sie geben der Kirche Raum in ihrem Leben, der Kirchenraum wirkt auf sie.
Schliesslich mündete der Juniatag in eine berührende und ermutigende Feier in der sich die 25 Frauen und Männer in Dagmersellen mit vielen weiteren Frauen aus der Bibel und der Geschichte verbanden und Perlen als Zeichen dieser Verbindung auf ein Tuch legten. «Nada te turbe» nichts soll dich ängstigen, die Worte von Teresa von Avila miteinander gesungen stärkten Wahrhaftigkeit, Standhaftigkeit, Mut und Mystik. Der Juniatag 2025 macht Lust auf mehr, viel mehr Gewohnheit, glaubwürdig miteinander nicht nur Opfer darzubringen, sondern das Leben und Gottes Gegenwart darin zu feiern. Danke an alle, die diesen Tag mitgestaltet haben und herzliche Einladung zum Junitag 2026 nach Klingnau.
Peter Zürn, Teilnehmer am Juniatag und Pfarreiseelsorger in Klingnau
Fotos: Marion Grabenweger
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Wir sind …
… bewährte Frauen* im kirchlichen Dienst und in Ordensgemeinschaften. Wir arbeiten und wirken seit Jahrzehnten in Pfarreien, Spitälern, Heimen, Schulen, Gefängnissen und an vielen anderen Orten.
… für die Menschen da, lachen und weinen mit ihnen, wir predigen und taufen, wir halten und salben Hände, übernehmen Leitungsaufgaben und verkünden das Evangelium Jesu Christi.
… längst bereit für die Ordination zum sakramentalen Dienst im Vertrauen, dass Gott uns gerufen hat und uns durch Menschen täglich neu ruft.
… befähigt zum Feiern der Sakramente, weil wir über spirituelle Reife, Lebenserfahrung und theologische Bildung verfügen. Als gesandte Frauen* mit Ordination zum sakramentalen Dienst möchten wir der Kirche ein vielfältigeres Gesicht geben.
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Wir träumen von einer Kirche, die sich wieder vermehrt auf ihre Wurzeln und ihren Ursprung in Jesus Christus besinnt, dass sie ihm nacheifere in Worten und Handeln und sich vehement gegen jede Form von Ausgrenzung einsetze. Wir träumen davon, dass sie in ihren eigenen Reihen damit beginnt alle Menschen und unabhängig von Geschlecht und Lebensform, entsprechend ihren Fähigkeiten und Charismen, in den Dienst zu nehmen und auszusenden.
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