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Juniatag 2024

Gott ist so viel mehr als Herr

Hotel Dom und Vigil im Kellergewölbe von St. Gallen

 

Vier Theologinnen checken am Pfingstsonntag im Dom ein. – Nicht in den Dom, der Kathedrale des Bistums St. Gallen, aber eine Gasse weiter in das Hotel Dom*. Um 19:00 Uhr treffen sie zwei weitere Theologinnen, Charlotte Küng-Bless und Verena Süess, die den JuniaTag vorbereitet haben. Gemeinsam beten die sechs Frauen die Vigil zum JuniaTag im Pfarreizentrum des Doms, wo sich im Kellergewölbe ein Meditationsraum befindet. Sie beten am Vorabend des JuniaTags: «Seit Jahrtausenden wirken und feiern Frauen Gottes Gegenwart. Wir stellen uns in ihren Kreis. Mit der Litanei bekennen wir, dass wir Töchter sind und das Feuer weitertragen. Wir bekennen unsere Berufung. Verbunden mit euch, Mütter und Schwestern, bereiten wir Wege und ebnen wir Pfade, dass Gottes Gegenwart heute sichtbar und erfahrbar wird.» Während der Junia-Litanei wiederholen wir den Liedvers:

«Sende aus deine Ruach und das Antlitz der Erde wird neu.»

 

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Auf den Spuren der Heiligen Wiborada von St. Gallen

 

Am Vormittag des Pfingstmontags beginnt um 09:30 Uhr die Wiborada-Führung durch St. Gallen mit Hildegard Aepli. 13 Frauen und Männer finden sich vor der Kirche St. Georgen, oberhalb von St. Gallen, ein. Wiborada verbrachte dort eine vierjährige Probezeit, um zu prüfen, ob sie für das Leben als Inklusin geeignet war. Im Altarraum der Kirche ist Wiborada neben Bruder Klaus gemalt worden. In der Krypta steht sie in der Mitte des Altarbilds zwischen Gallus und Otmar. Dies ist ein Zeichen ihrer Ebenbürtigkeit zu den heiligen Männern. Ihre Insignien sind die Bibel und eine Hellebarde als Verweis auf das Martyrium. Die Dreifaltigkeit Gottes wird an der Decke des Altarraums der Krypta von Ferdinand Gehr in seiner frühen Phase folgendermassen dargestellt: Taube, Jesus mit Kreuz und Gott «Vater»
in einem Dreieck als Mann mit weissen Haaren und Bart. Mich stört diese Darstellung von Gott als Mann sehr. Das Geburtsjahr von Wiborada ist unbekannt. Auf ihren Willen hin wird sie nach ihrer Probezeit in St. Georgen 916 von Bischof Salomo III. in einer Klause bei der Kirche St. Mangen in St. Gallen eingeschlossen.

 

Unser Weg führt nun in die Kathedrale von St. Gallen. Hier hat Wiborada nur einen Platz an der Decke in einem Seitengewölbe erhalten. Wir gehen weiter zur Kirche St. Mangen, der ältesten Kirche der Stadt St. Gallen. Hier lebte Wiborada zehn Jahre als Inklusin; das war ihre Berufung. Sie ging nie nach draussen und lebte auf etwa 10 Quadratmetern in strenger Askese. Die zwei Fenster ihrer Zelle öffneten sich zur Kirche (zu Gott) hin und zur Welt. Im Traum sah sie den Einfall kriegerischer Stämme aus dem Gebiet des heutigen Ungarns voraus. So konnte sie nicht nur die Mönche und andere Menschen warnen, sondern auch die wertvolle Bibliothek des Klosters konnte gerettet werden. Wiborada wurde am 1. Mai 926 von den Kriegern in ihrer Zelle überfallen und durch Axthiebe ermordet. Ihr Märtyrertod ist im Professbuch der Abtei St. Gallen niedergeschrieben worden. Wiborada wurde von Papst Clemens II. 1047 als weltweit erste Frau heiliggesprochen. Der Gedenktag der Hl. Wiborada von St. Gallen ist der 2. Mai, einen Tag nach ihrem Todestag. Eine viertel Stunde dürfen wir, im Rahmen des Inklus:innen Projekts, mit dem Inklusen Gabriel – über das Fenster zur Welt – sprechen und er bietet uns gesegnetes Brot an. Über das Fenster zum Kirchraum legen ihm einige von uns Fürbitten hin.

 

«Gott ist so viel mehr als HERR» – Zu Gast in der Pauluspfarrei Bendlehn

 

Es ist Mittag. Nun sind über 40 Frauen und Männer und ein Kind aus verschiedenen Landesteilen der Schweiz zum JuniaTag zusammengekommen. Wir sind in der Kirche und im Zentrum der Pauluspfarrei Bendlehn bei Speicher AR. Wir sind dort im Rahmen des 50jährigen Bestehen der Pfarrei zu Gast. Es ist ein freundlicher Kirchraum mit viel Holz, integriert in einem modernen, gemütlichen Zentrum. Wir werden von der Pfarreiratspräsidentin Simone Vial und Verena, die schon am Vortag mit uns die Vigil betete und hier als Seelsorgerin arbeitet, begrüsst. Ein Team der Pfarrei hat für uns wunderbaren «Anden Gemüseeintopf mit Reis» gekocht.

 

Nach dem Mittagessen hören wir den Vortrag der Gastreferentin Dr. Annette Jantzen aus dem Bistum Aachen zum Thema «Gott ist mehr als nur HERR»**. Danach besteht die Gelegenheit, sich in einem Workshop mit ihr ausführlicher zu «Gottesrede in liturgischen Gebeten» auszutauschen, das Bibliodrama mit Karin Klemm «Gott – Geburtshelferin für Kinder und Widerständige» zu besuchen oder den Workshop «Biografisches Schreiben» mit Susanne Andrea Birke zu wählen.

 

Ich bin beim Vortrag und dem Workshop mit Annette Jantzen. Ihre wissenschaftliche Arbeit und Exegese zeigen auf, dass an vielen Stellen bei der Übersetzung vom Hebräischen ins Griechische, Lateinische und Deutsche der Eigenname Gottes (JHWH) vermännlicht wurde. Auch in den heutigen liturgischen Texten herrscht in der röm.-kath. Kirche ein männliches Gottesbild vor. Ich nehme aus der Diskussion folgendes mit: Es braucht eine gute Vorbereitung der Liturgie und Mut, vorgegebene männliche Hoheitstitel auch durch weibliche oder offene Anreden für Gott zu nehmen, wie z.B.: Heilige Geistkraft statt Heiliger Geist; statt Gott, unser Vater, Gott, wer du auch bist, wie du auch heisst…; du, Gott, ewig…; beim Kreuzzeichen, statt im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu sagen: + Gott sagt: Ich bin bei dir.

 

Beim Beten, Singen und Tanzen zum Abschluss des JuniaTages in der Kirche werden wir musikalisch vom Hackbrett-Duo Roland Küng und Urs Grob begleitet. Alle nehmen eine Rechaud Kerze mit Worten der umgetexteten Pfingstsequenz von Annette Jantzen mit. Zudem steht auf jedem Kerzlein ein Datum. So brennt in vielen Landesteilen der Schweiz und im Bistum Aachen jeden Tag eine Kerze bis zum 22. Juli, dem Fest der Hl. Maria von Magdala. Allen, die uns diesen gelungenen, die Seele und den Leib stärkenden JuniaTag ermöglicht haben, sage ich DANKE! – Auch im Kanton Zürich werden einige Kerzlein brennen.

 

«Du, Gott, ewig, sende aus deine Ruach und das Antlitz der Erde wird neu.»

 

Nadja Eigenmann-Winter, kath. Theologin/Spitalseelsorgerin im Kanton Zürich, 23.05.2024

 

* Für eine Übernachtung in St. Gallen ist das Hotel Dom sehr zu empfehlen. Es hat eine zentrale Lage, im Hotel finden rund 55 Menschen mit einer Beeinträchtigung eine Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz. Es ist nachhaltig geführt, das Morgenessen ist sehr gut und wir haben ein gratis Billett als App erhalten, um den regionalen ÖV zu benutzen.

** Ich weise auf das Interview bei kath.ch mit Annette Jantzen am 19. Mai 2024 hin:

Annette Jantzen: “Die Kirche gendert das Gottesbild männlich”

 

Hier gehts zum Flyer!

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Juniatag 2023

Stärkende Begegnung

«Aber, bei allem: Es geht nicht nur um eine neue Sprache, es geht auch und vor allem um eine neue Theologie.» (Jacqueline Keune)

 

Sie hat die Türen der Kirche und des Pfarreiheims St. Stephan in Therwil/BL weit geöffnet und die gut vierzig Anwesenden begrüsst: Elke Kreiselmeyer, Gemeinde-und Pastoralraumleiterin, die nach dem Entzünden der Flamme der Begeisterung durch Dorothee Becker das Kunstwerk «Acht Frauen», geschaffen von der Künstlerin Corinne Güdemann, spannend eingeordnet und erläutert hat. Maria Magdalena, Martha, Phoebe, Junia, Lydia, Priska, Thekla, die Namenlose. An der Stelle des alten Beichtstuhls,  links neben dem Haupteingang, unter dem Putz, hat das Fresko mit der Tischgemeinschaft von acht Frauen seinen Platz gefunden – einem kleinen Wunder gleich. Sie erzählte, wie es dazu kam, dass eine Pfarrei mit auf den Weg genommen werden konnte und ein neues Gesicht bzw. acht neue Gesichter bekam. Ein Paradebeispiel für synodale Wege.

 

«…eine Art Grundleiden an vielen Verhältnissen des Unrechts.»

 

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Charlotte Küng-Bless hat mit der Theologin und Schriftstellerin / Poetin Jacqueline Keune ein Gespräch geführt über liturgische Sprache, sie auf feine Art befragt und sich selbst und ihre Sicht eingebracht. Auf die Frage, welches die inhaltlichen Schwerpunkte ihres Schreibens seien antwortete Jacqueline Keune: «… wenn ich darüber nachdenke, was sich als Grundstrom durch meine Texte zieht, dann würde ich sagen: eine Art Grundleiden an vielen Verhältnissen des Unrechts, und dass sie alle auf ihre Art für Veränderung einstehen, für etwas Neues, für etwas Lebenswerteres, für ein Mehr an Gerechtigkeit. Oder theologisch gesagt: Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, das ist mir das wichtigste Anliegen.» Die anwesenden kirchlich Beheimateten und Heimatlosen, die Kämpfenden für eine neue und andere römisch-katholische Kirche konnten der Sprechenden nur beistimmen. Lebensfernes, abgehobenes, teils verlogenes Sprechen und Handeln von kirchlichen Amtsträgern macht wütend und schmerzt. An Sprache, insbesondere liturgischer Sprache, istJacqueline Keune besonders wichtig, dass sie persönlich ist und lebensnah. Aber auch vorläufig, dynamisch, einfach, kritisch, hoffnungsvoll, wesentlich, überraschend und begrenzt. Ermutigend sagte sie zu den anwesenden Theolog*innen, aber auch zu allen Engagierten, Kritischen und Suchenden: «Alle können Gebete schreiben. Und es geht eben nicht um tiefe oder geschmeidige Gebete, sondern um eigene, innige.»

 

Was bleibt und kommt

 

Es war ein guter JuniaTag. Ein Tag der Vernetzung der gegenseitigen Bestärkung, ein Tag mit frischenErdbeeren vom Obstbauern Stefan Fuchs vom Tüllinger Hügel, der brennenden Flamme der Begeisterung, der Pfingstsequenz weiblich, ein Tag mit einem Gespräch über (liturgische) Sprache, Hören, Lernen, Sprechen, Schreiben, Spielen in vier Workshops, mit einem Safran-Reis-Linsen-Gericht, einem Glas Wein, vielen helfenden Händen in der Küche, Ermutigung, Lachen, Austausch, Freude, «ah du bist auch hier!»,«Wie schön, dich nicht nur per Zoom zu sehen!», mit Cello und Geige im Gottesdienst, einem Kanon, einem verbindenden Bändeli, einem Segen für den weiteren Weg, mit dem kommenden Engagement und der Aussicht auf den nächsten JuniaTag am 17. Mai 2024 in der Ostschweiz.

 

Wir sind miteinander verbunden

 

Wir sind miteinander verbunden, Menschen, männlich, weiblich und viel mehr
Wir sind miteinander verbunden, Erde, Himmel, Lebende, Verstorbene.
Wir sind miteinander verbunden, Hunde, Bienen, Giraffen und Ameisen.
Wir sind miteinander verbunden, Pfingstrosen, Rosmarin, Ringelblumen und Efeu.
Wir sind miteinander verbunden, Liebende, Kämpfende, Verletzte, Frustrierte.
Wir sind miteinander verbunden, Apostelinnen, Diakoninnen, Prophetinnen, sakramental Gesandte und für ihren Dienst Ordinierte.
Wir sind verbunden mit Engagierten des CWC, den Menschen in Amazonien, den Mädchen in Afghanistan, den Kämpfer*innen von Maria 2.0.
Wir sind verbunden.

 

Monika Hungerbühler, Steuergruppe #JuniaInitiative

 

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Stellungnahme

zum Verweis im Bistum Chur

Stellungnahme der Steuergruppe der #JuniaInitiative zum formellen Verweis an Monika Schmid, Marion Grabenweger, Diakon Stefan Arnold und die beiden Priester Felix Hunger und Josef Regli.

 

Wir solidarisieren uns mit Monika Schmid, Marion Grabenweger, Stefan Arnold, Felix Hunger und Josef Regli, die von Bischof Joseph Maria Bonnemain am 15. August 2023 einen formellen Verweis erhalten haben für „die Missachtung von wichtigen liturgischen Bestimmungen beim Abschiedsgottesdienst von Monika Schmid am 28. August 2022“.

Ihre seelsorgerlichen Fähigkeiten, ihre Verantwortung für die ihnen anvertrauten Menschen überzeugen und berühren uns. Über ein Jahr lebten sie in einer starken persönlichen Verunsicherung und grosser psychischer Belastung. Dass sie für ihr Tun verwarnt und nun einen Verweis erhalten haben, ist bestürzend. Es zeigt auf, dass in der röm.-kath. Kirche wichtige Reformen anstehen, z.B. die Ordination von bewährten Seelsorgerinnen und Seelsorgern.

Wir bedauern zutiefst, dass mit diesem Verweis engagierte Pfarreimitglieder verärgert und verunsichert werden. Zugleich nehmen wir mit Genugtuung zur Kenntnis, dass Bischof Joseph Maria Bonnemain den beteiligten Seelsorgenden sein Vertrauen ausgesprochen hat und ihnen für ihr engagiertes seelsorgerliches Wirken zum Wohl der Menschen gedankt hat.

 

Im Namen der #JuniaInitiative
Iva Boutellier, Monika Hungerbühler und Charlotte Küng-Bless (Steuergruppe #JuniaInitiative)

Juniatag 2022

Das Feuer brennt…

Am Sonntag, 15. Mai 2022 versammelten sich in Effretikon rund 30 Personen, Junia-Frauen und auch einige Männer, zum Junia-Tag. Dieses Jahr feierten wir unter dem Motto: «bei Euch aber soll es anders sein».Wir lebten dieses «anders sein» – im gemeinsamen Feiern, Beten, Nachdenken, Zuhören und in Gesprächen, in der Kirche und bei einem Glas Wein, teilten Brot und Erfahrungen und genossen einen Nachmittag lang unsere Gemeinschaft.Das Feuer der Begeisterung, das wir anzündeten, trug uns auch im Bibliodrama mit Claudia Mennen, beim Schreiben mit Susanne Andrea Birke und beim Zuhören. Per Zoom sprach Frau Prof. Dr. Marlis Gielen über Frauen in Leitungsfunktionen zur Zeit des Apostels Paulus. Frauen in Leitungsfunktionen heute feierten mit uns eine stärkende Liturgie im Rahmen eines «Feierabends» – mit Brot und Wein, mit Wort und Musik, mit Gebet und Musik, mit inspirierenden Texten von Jacqueline Keune.Kaffee, Kuchen, Wein und Brot, Käse und Oliven – und viele gute Gespräche, viel Lachen, viel Dank liessen den Nachmittag ausklingen.Danke an alle Junia-Frauen, Marion Grabenweger und an Monika Schmid für die Vorbereitung und die Gastfreundschaft! – Wir freuen uns schon auf den nächsten Junia-Tag am 17. Mai 2023 in Therwil!Iva Boutellier

 

Der Vortrag von Frau Prof. Gielen wurde aufgenommen und kann hier nachgehört werden.

 

 

Im Vorfeld unseres Tages erschien ein Interview mit Univ. Prof. Dr. Marlis Gielen auf kath.ch: „Niemand kann sagen: Sorry, lieber Gott, Frauen wollen wir nicht“.

Lesen Sie das Interview hier nach!

 

Flyer und Programm des Juniatages 2022!

Inspiriert

… und bewegt!

Für eine schönere Kirche – weil Diskriminierung hässlich macht.

Karin Klemm, Theologin und Wegbegleiterin, fasst ihre Gedanken nach dem Juniatag 2021 im Kloster Fahr zusammen. Entstanden ist ein Artikel zu ihren Überlegungen, wozu die #JuniaInitiative inspiriert.

Geprägt ist die Initiative von Verschiedenheit – einerseits ist dies eine Schwäche, aber auch eine Stärke. Sie fragt nach der Berufung. Was hat es mit der Weihe für Frauen auf sich?

Worin liegen die Quellen? Und wer gibt Rückenwind?

Und da ist der Traum davon, dass wahr wird, was recht ist.

 

Zum Artikel: Für eine schönere Kirche

17. Mai 2021

Juniatag 2021 im Kloster Fahr

Windbrausen an der Limmat – ein lebendiger Regenbogen – Wortstille des Bibelteilens – Tränen des «Wie lange noch…?» und Flammen der «Kerzen für…» – Stifte huschen über Papier und halten leise Worte der Selbstermächtigung fest – die Frage nach Berufung – Bibliodrama: Textraumbegehung im geschützten Zimmer – immer wieder grosse Gespräche in kleiner Runde.

Keine Strahlkraft, zu wenig Aktion (wo ist die Liste für die Bischöfe?), zu leise. So die Töne zum Juniatag vor und auch nach dem Anlass in der Presse. Die bevorzugt schwarz und weiss, klare Kante und Aktion.

Es fehlt ihr die Wahrnehmung der Quellenkraft, die aushält, dass unser Leben mehr ist als «entweder oder», dass es «sowohl als auch» ist. Die Tränen des «Wie lange noch?» und die Flammen der «Kerzen für…», sie passen in eine Schale. Diese will vorsichtig getragen werden. «Ja!», die Langsamkeit dieser Vorsicht ist kaum auszuhalten.

Jede Kritik an der Initiative und jedes Massnehmen ausschliesslich an der Welt verkennt: Das Mass liegt in Gott dem/der Lebendigen. Gott ist Ursprung und Quelle; sie trägt. Gott begleitet die engagierten Frauen und Männer dabei, dass «sowohl als auch» auszuhalten; Gott ermutigt sie, die Stimme zu erheben und von Aktionismus abzusehen. Quellentage verbinden die Engagierten miteinander, bestärken sie und schenken ihnen «Schnuuf», für die nächsten Schritte.

Anne Burgmer

16. Mai 2021

Juniavigil zum Quellentag

Pfarrei Greifensee-Nänikon-Werrikon… Wiborada-Kapelle in St. Georgen… St. Franziskus Riehen und per Audio – Stream… Peterskapelle in Luzern… St. Josef in Köniz BE

An verschiedenen Orten feierten wir am 16. Mai 2021 gemeinsam eine Vigil um die Anliegen der #JuniaInitiative zu unterstützen. Werfen Sie einen Blick in die  Gottesdienstvorlagen:

Junia-Vigil Liturgieheft

Junia Textblatt Teilnehmende

Liturgie in englischer Sprache: Junia Vigil Liturgy

 

#Stimmen zur Vigil #eine schöne und persönliche Feier #per Audio Stream mitgefeiert #eine runde und gelungene Feier #wir waren sehr berührt #es hätte noch mehr Platz gehabt #stimmungsvoll #stark #Liturgie – in Leben verwandelt #danke den Schreiberinnen der Vigil #so eine schöne Liturgie #müssen wir immer wieder feiern #Danke fürs Kommen und gemeinsame Feiern #habt einen grossartigen Quellentag

7. März 2020

Sakramentale Sendung

Am 7. März 2020 nahmen ca. 25 Interessierte an einer theologischen Tagung zur JuniaInitiative in Luzern teil. Der unten stehende Text wurde anschliessend erarbeitet und soll als Grundlage für weitere Gespräche dienen.

 

Das zölibatäre Priestertum ist einschrieben in eine sakralisierte hierarchische Struktur, die in der Praxis immer weniger die Gemeinde und immer mehr die Selbsterhaltung dieses Systems im Fokus hat. Die #JuniaInitiative beobachtet diese Entwicklungen mit Sorge. Sie nimmt eine sakramentale Austrocknung in Gemeinden, Gemeinschaften und Institutionen wahr und kritisiert, dass kostbare Erfahrungen mit der göttlichen Gegenwart zugunsten der Erhaltung des Systems preisgegeben werden. Sie möchte einen Ausweg finden aus der Verknüpfung von Amt, Weihe, Macht und Geschlecht. Diese Verknüpfung hat grosses Unheil gebracht, das in letzten Jahren immer stärker sichtbar geworden ist.

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Unter Berücksichtigung der konkreten seelsorgerlichen Beziehungen und mit Blick auf die Seelsorger*innen anvertrauten Menschen arbeitet die #JuniaInitiative an Alternativen, die die Begegnung und die Beziehung mit dem Gegenüber und mit Gott ins Zentrum stellen. Mit dem Begriff der «Sakramentalen Sendung» führt sie nicht nur eine neue Begrifflichkeit ein, sondern möchte die Grundlage einer zukunftsfähigen und glaubwürdigen Kirche legen. Einer Kirche, die sich aus den Sakramenten als lebendige Gegenwart Gottes in unserem Leben nährt. Einer Kirche, die sich damit wieder eindeutiger in den Dienst der Menschen stellt.

Die römisch-katholische Kirche weiht heute Männer, die die sich für ein zölibatäres Leben verpflichten, und setzt diese anschliessend im kirchlichen Dienst als Pfarrer und Seelsorger ein. Aus einem begrenzten Pool von Menschen werden Ämter besetzt. Falls es an zölibatären Männern mangelt, werden Ämter vakant gelassen oder durch Menschen besetzt, deren Handeln durch die Kirchenleitung nur teilweise anerkannt wird. Der Vorschlag einer «sakramentalen Sendung» kehrt dieses Denken um. Im Zentrum stehen nicht die geweihten Männer sondern Gemeinden und Gemeinschaften, die Pfarreileitung, Verkündigung und die Feier von Sakramenten durch bewährte Seelsorger*innen brauchen und wünschen.

 

Viele erleben bereits mit ihren Seelsorger*innen, dass in allem seelsorgerlichen Handeln sakramentales Handeln geschieht, weil Christus durch die Seelsorger*innen handelt: In der Feier der sieben Sakramente, aber auch in der seelsorgerlichen  Beziehung zu den ihnen anvertrauten Menschen, in Leitungsaufgaben und bei der Verkündigung. Dieses sakramentale Handeln erfährt heute durch die Amtskirche keine offizielle Anerkennung in Form einer entsprechenden Ordination.

 

Menschen in Gemeinden, Gemeinschaften und Institutionen erleben dieses Handeln bereits heute als sakramental. Sie vertrauen sich Seelsorger*innen an, weil diese vertrauenswürdig sowie kompetent sind und ihre Bevollmächtigung wahrgenommen wird. Sie beten mit ihnen, sie bitten um die Feier der Sakramente. Viele Gläubige sind heute bereit, Seelsorger*innen für den sakramentalen Dienst zu senden. Die #JuniaInitiative vernetzt Seelsorger*innen, die bereit sind für eine sakramentale Sendung und Gemeinden und Gemeinschaften, die bereit sind sie zu senden. Sie macht sichtbar, für Pfarreien, Bischöfe und Landeskirchen, dass es längst bewährte Seelsorger*innen gibt, die bereit sind für eine sakramentale Sendung. Die Zeit ist reif, die Vielfalt sakramentalen Handels und längst bewährte Praxis anzuerkennen. Damit werden die Menschen in den Pfarreien bestärkt, mit unserer alten Kirche neue Wege zu gehen.

 

Die #JuniaInitiative schlägt vor, dass zukünftig Gemeinden und Gemeinschaften gemeinsam mit den Bischöfen und Kirchenleitungen Menschen zum sakramentalen Dienst beauftragen. In altkirchlicher Tradition geschieht die Ordination (deutsch: Beauftragung) durch Handauflegung. Kirchenleitung und Menschen aus Gemeinden, Gemeinschaften und Institutionen legen Seelsorger*innen gemeinsam die Hände auf und beauftragen sie zum sakramentalen Dienst.

 

Wie bereits mehrfach betont, ist es nicht das Ziel alle offenen Fragen auf einen Schlag zu beantworten, sondern viel mehr die kreative theologische Auseinandersetzung anzuregen. Während des Junia-Jahres, wird diese auch auf dieser Webseite und im theologischen Diskurs weitergeführt. Kontakt:  info@juniainitiative.com

 

Das neue Ritual zur Bevollmächtigung wurde uns freundlicherweise von Nico Deerksen zur Verfügung gestellt. Klicken Sie bitte hier zur Ansicht des Rituals.

 

Solidarität in Coronazeiten

Keine Gottesdienste. Gar keine. Zum Schutz von uns allen.

Viele Menschen vermissen das gemeinsame Feiern und Beten, weil es gerade in Zeiten von Bedrohung gut tut, zusammenzukommen in den Kirchen, den Häusern des Hoffens und Klagens, des Trostes und des Brotes.

Was uns bleibt, ist das gemeinsame Gebet in unseren Häusern und Wohnungen füreinander. In diesen Zeiten wurden Priester von ihren Bischöfen zu privaten Eucharistiefeiern aufgefordert, für die Gemeinde. Was ist das für ein Zeichen denen gegenüber, die verzichten und vermissen? Beten wir nicht nur für die Menschen, die unter den einschneidenden Massnahmen zum Schutze vor dem Virus leiden. Beten wir auch für die Kirchenleitung und die Priester, die meinen, dass Eucharistie ohne Gemeinde geht.

Werden wir jetzt in diesen dürren Zeiten zu einer solidarischen Kirche, die gemeinsam verzichtet, die gemeinsam betet, um dann wieder gemeinsam zu feiern.

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Ordination

… zum sakramentalen Dienst

Wir sind priesterliche Menschen und möchten unseren Auftrag in Einheit mit unserer Kirche leben.

Wir Frauen* sind berufen zum sakramentalen Dienst und möchten dazu ordiniert sein. In aller Vielfalt der Lebenswege und Erfahrungen sind wir berufen durch die Heilige Geistkraft und durch Menschen, mit denen wir in der seelsorgerlichen Begleitung Gottes Nähe erleben und feiern. Wir möchten dies in Einheit mit unserer Kirche tun, die unseren Auftrag und unsere Sendung anerkennt.

Menschen sehnen sich nach der spürbaren und sichtbaren Zusage von Gottes Nähe, nach sakramentalen Zeichen und Feiern. Die Möglichkeit dafür auf das zölibatäre Weihepriestertum zu beschränken, ist eine Engführung, die dazu führt, dass immer weniger Sakramente in Einheit mit unserer Kirche gefeiert werden können: Qualitativ, weil unsere Berufungen und damit die Vielzahl der Vielfalt der Berufungen ausgegrenzt werden. Und quantitativ, weil kaum noch Männer diesen Weg wählen möchten.

Unserer Überzeugung und unserer starken inneren Bewegung treu stehen wir zu unserer Berufung und zu unserem Wunsch, uns in den sakramentalen Dienst zu stellen. Wir möchten dafür vom Bischof und von den Menschen, die unsere Berufung erlebt haben, gesendet und ordiniert werden.

Frauen und Männer, verbunden in der #JuniaInitiative