spirituell

gemeinsam unterwegs

einander stärken

Wir haben uns am Abend des 23.08. in einer Gruppe von Interessierten zum Erfahrungen teilen, Informationen weitergeben und Beten via Zoom getroffen. Herzlichen Dank an alle, die dabei waren. Das erlebte Miteinander und Bestärken hat der Seele gut getan.

Ebenso das Gebet „Das Land erben“ von Jacqueline Keune zu Helvetia predigt 2021 – 50 Jahre Frauenstimmrecht.

Charlotte Küng-Bless

 

Das Land erben

 

Selig
die Sprache hat
die ihre Stimme hebt
die das Wort ergreift
die Gehör sich verschafft
und in den Ohren liegt

 

Selig
die vortritt
die hinsteht
die sich zeigt
die sich zumutet
die deutlich wird

 

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Selig
die neu, die anders, die selber denkt
die die Stirn in Falten legt
die nachfragt
die fragt –
wieder und wieder

 

Selig
die noch spürt
dass es weh tut
dass es unrecht ist
weniger würdig
weniger wert zu sein
die nicht an den Schmerz sich gewöhnt
die nicht lernt, damit zu leben

 

Selig
deren Geduld zur Neige geht
die sich nicht länger ausschliessen
die sich nicht länger vertrösten
die sich nicht länger abspeisen lässt
mit den Trostpreisen aus der
kirchlichen Tombola

 

Selig
die ihre Bedürfnisse benennt
die ihren Anliegen Nachdruck verleiht
die ihre Möglichkeiten nutzt
die ihre Stärken zeigt
die ihre Berufung lebt –
die nicht alleine bleibt

 

Selig
die sich gleichwertig macht
die sich auf Augenhöhe begibt
die sich selbst ermächtigt
die nicht länger wartet
auf der Herren Gnaden

 

Selig
die nicht aufgibt
die dranbleibt
die weit, die über Grenzen geht
die ihren Fuss in neue Räume setzt
und das trunkene Blühen schaut

 

Selig
die ahnt, die hofft, die weiss
dass die Allmacht
dass die Ohnmacht
ein Ende haben
dass der Tag kommen wird
Denn sie werden das Land erben

 

Jacqueline Keune

 

Wissenswertes zum Bild:

Das Foto zum Text stammt von Spitalseelsorgerin Nadja Eigenmann. Sie war im August 2021 auf dem Jakobsweg Graubünden für eine gleichberechtigte, geschwisterliche und glaubwürdige katholische Kirche unterwegs.

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Jacqueline Keune

Hausgeburt

Nicht mit Hochamt
hat es angefangen,
nicht mit Hochwürden
und Heiligem Stuhl,
sondern heiliger Kraft –
atmendem Segen.

 

Nicht mit Scham,
nicht mit Schuld
hat es angefangen,
nicht mit Beichte und Busse,
sondern entfachter Lust auf Leben – osterleicht.

 

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Nicht mit Versenkung hat es begonnen,
sondern Ekstase
– alle ausser sich,
erschütterte Herzen,
aufgesperrte Türen
und Menschen,
die sich den Tod aus den Augen reiben.

 

Am Anfang nichts von heiliger Ordnung,
von unbeugsamer Wahrheit,
von reiner Lehre und Enge in der Brust,
sondern Weite und Wind,
der den Staub aus den Gedanken
und die Angst von den Seelen weht.
Ein Beben und Brausen!
Ein Rauschen in den Köpfen!
Ein Sturm in den Herzen!
Taumel und trunken und Mutfunken,
die überspringen –
ein Lungenzug Hoffnung,
ein Atemzug Himmel.

 

Am Anfang Frauen –

Maria von Magdala, Lydia, Phoebe, Priska, Thekla, Junia –,
eine freier und mutiger als die andere!
Am Anfang Menschen,
geistverwandt, mit leeren Händen.
Kinder, Mütter, Fischer und Frisöre,
Fremde, Heimische, Ungelernte, Studierte – einerlei,
die in Bewegung kommen,
die Fahrt aufnehmen,
die es auf die Strassen treibt,
– Ort der Ewigen.

 

Nichts von Starre,
von Steife und gestärkten Kragen.
Nichts von Räucherwerk und ewigem Licht,
eingesperrt,
sondern Feuer und Flamme,
frei und wild –
Begeisterung,
die Blüten treibt.

Nirgendwo abgelaufene Silben,
abgedroschene Phrasen,
sondern eben erst zur Welt gekommene Worte.
Staunende Ohren,
Sprache, unerhört die alle verstehen.
Inwendiges, auswendiges Reden,
ergriffenes Wort – lebensgefährlich,
furchtlos und frei,
mitten ins Herz.

 

Träume für die Alten,
Aussichten für die Jungen,
Gerechtigkeit und Friede,
die sich in den verliebten Armen liegen.
Die grossen Taten Jahwes
– Auszug und Aufstand,
die Stadt aus Licht,
in allen Mundarten, Muttersprachen, Dialekten –
vielstimmiger vollmundiger Psalm.

 

Nein,
nicht mit Hochamt
hat es angefangen,
nicht mit Hochwürden
und Heiligem Stuhl,
sondern heiliger Kraft –
atmendem Segen.

 

Gelesen in der Liturgie am Juniatag 2022.

Freundlich zur Verfügung gestellt von Jacqueline Keune. Danke!

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17. Mai

Gedenktag von Junia

Hochgebet

 

Auch wenn sie aus dir,
Junia,
einen Mann machen wollten,
weil es einfach keine führenden Frauen geben durfte:
Wir haben dich nicht vergessen und erinnern an dich!


An dich,
die Anhängerin Jesu der ersten Stunde,
die herausragende Apostelin,
die unerschrockene Verkünderin der Hoffnung,
die glaubwürdige Zeugin der Liebe,
die Mitarbeiterin der Gemeinde und die Lehrmeisterin des Paulus!
Deines Mutes und deiner Weisheit wegen loben wir dich!
Und wir rühmen die Ewige,
die dich als ihr Bild geschaffen und uns geschenkt hat.

 

Jacqueline Keune

 

Das gesamte Hochgebet finden Sie hier!

Synodengebet

Wir sind auf dem Weg

In der Beschreibung des synodalen Weges im Bistum Basel wurde das Synodengebet angekündigt. Diese Ankündigung inspirierte drei Frauen aus der #JuniaInitiative, ein Gebet zu schreiben, das die Steuergruppe der Allianz, dem Dach so vieler Reformbewegungen in der Katholischen Kirche Schweiz, als Vorschlag für das Synodengebet geschickt hatte .

Im Bistum gab es kein Interesse daran und es wurde gebeten, dass wir zum Gebrauch «ihres» Synodengebets aufrufen. Wir laden zu beidem ein! Es kann ja nicht genug gebetet werden.

Unser Synodengebet ist ein Ausdruck von vielstimmiger Sehnsucht danach, dass unsere Kirche, dass wir alle, anders werden, neu werden. Mutiger und schöner, freier und verbundener mit der Botschaft Jesu.

 

EWIGER

DU Geheimnis unseres Lebens,

wir danken mit alten und neuen Worten

und klagen in alter und neuer Sprache.

Wir feiern mit alten und neuen Worten

und hoffen in alter und neuer Sprache.

 

LEBENDIGE

DU Geheimnis unseres Lebens,

wir wenden uns DIR zu.

Lernen, mit DEINEN Augen zu schauen,

lernen, sich ansehen zu lassen,

von DIR und voneinander,

uns gegenseitig Ansehen schenken,

darum bitten wir jetzt und immer wieder.

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BARMHERZIGER

DU Geheimnis unseres Lebens,

wir trauern mit DIR um jene, denen in DEINER Kirche Gewalt angetan,

die missbraucht und erniedrigt wurden

und immer noch ohne echtes Ansehen sind.

Das Brot, das sie bekamen, schmeckt immer noch nach Gewalt,

nach Lüge und Diskriminierung.

 

ZÄRTLICHE

DU Geheimnis unseres Lebens,

wir vermissen mit DIR alle Menschen,

die DICH in unserer Kirche nicht mehr erkennen.

Die in unserer Kirche keine Heimat mehr finden,

weil sie nicht mehr glauben können,

dass unsere Kirche sich zu wandeln vermag.

Öffne unser Herz, dass wir uns verwandeln

und ebenso die verhärteten Strukturen unserer Kirche.

Stärke unseren Blick auf die Schätze der Tradition:

Befreiung, Ermutigung und Ermächtigung,

Tanz, Aufrechtstehen und Schönheit.

 

GÜTIGER

DU Geheimnis unseres Lebens, wir folgen DIR nach.

Wir wollen einander dienen und Strukturen schaffen,

die möglich machen, dass es in unserer Kirche anders wird,

dass Macht zwischen Menschen geteilt wird

und die Verantwortung ebenso.

 

STARKE

DU Geheimnis unseres Lebens,

wir danken DIR für Jesus, DEINEN Sohn, unseren Wegbegleiter.

Wir danken für die mutigen Ordensfrauen und für alle,

die mit den Menschen vor Ort feiern, was verheissen ist: DU bist da.

Im Brot, im Wein, im Neugeborenen und bei der Sterbenden.

Wir danken für die Gemeinde- und die Ordensleiterinnen und alle,

die andere ermächtigen, Verantwortung zu übernehmen,

um immer mehr zu der Kirche zu werden,

die nach DEINEM Reich schmeckt.

Nach Brot und Leben, nach Freiheit und Treue.

Und wo Fragen und Zweifel sein dürfen.

Wir danken für alle, die vorausgegangen sind und vorausgehen,

wie DEINE Prophetinnen und Propheten, die viel riskieren.

 

DU

Wir wagen viel, mit DIR Gott,

wie DEIN Sohn.

Wir sind auf dem Weg in DEINER HEILIGEN GEISTKRAFT.

Wir wissen, es gibt keine Garantie,

aber viel Vertrauen in DEINE Geistkraft, die uns verwandelt.

Wir reichen hier und heute DIR und einander die Hand –

unserer Bistumsleitung und allen Menschen,

denen eine zukunftsfähige Kirche am Herzen liegt,

Und gehen neue Wege.

Amen

 

Gebet zur Verfügung gestellt von:

Allianz Gleichwürdig Katholisch in Zusammenarbeit mit der #JuniaInitiative

PDF Synodengebet

Foto: „Gott“ – Sandsation, Berlin

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Du, unser Gott

Juniapsalm

Du, unser Gott,/

dreieiniges Leben von Ich-Du und Wir*

im Tanz des Seins.

Ursprungslose Potenz,/

die hervorbringt und aufnimmt,*

schenkt und empfängt:

Leben ist dein göttliches Tun,/

in Rhythmus und Klang, Odem und Wort,*

Wesen und Form, Schönheit und Sinn.

 

Kosmische Welten bestehen durch dich,/

im Zeichen von Sonne und Mond*

wir Menschen, dir gleich,

aus deinem Odem, von deiner Art,*

königlich-priesterlich, wohnhaft in dir.

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Wir sind aber raus gefallen*

aus dem Takt von jenseits.

 

Alles ist nun oben und unten,/

verkehrt, verdreht, im Nichts,*

dynamisfremd, wie Stein und verstockt.

 

Ungläubig hören wir,*

und nichts leuchtet ein.

 

Doch dein Herz pulst mit göttlicher Kraft*

durch alles hindurch, als Logos im Chaos,

und schafft das Lebendigsein aller Kräfte mit Macht,*

Sinn und Richtung, Weg und Tür.

 

So beginnt zu erstehn,*

was im Himmel schon ist.

 

Durch die Ritzen des Geistes*

sucht uns dein Wort:

 

Höre, o Mensch -/

Mann und Frau -, wer denn sonst,*

sei wieder mein Bild!

 

In Grüften verkrochen,*

im Armutsgewand der Vergänglichkeit,

einsam todgeweiht:*

Komm wieder heraus!

 

Steh auf und geh, verkünde das Neue:/

Es ist heiliger Ur-Sprung! Immer und ewig,*

hier und jetzt!

Nicht oben und unten,/

sondern Ich-Du und Wir,*

mit mir im Spiel!

 

Schenk uns, o Gott, den Durchbruch der Sehnsucht,*

Begeisterung für den Schimmer des Ew’gen

in der Fremdheit des Nicht-Ich,*

im Antlitz des Du.

 

Schenk uns dazu das geöffnete Ohr,*

den liebenden Blick, das erwärmte Herz,

für den bewegenden Klang von jenseits,/

damit wir zusammen in Prachtgewändern der Freiheit*

heimfinden zu den festlichen Hallen deiner Herrlichkeit.

Amen.

 

Psalm von Pia Maria Hirsiger hier herunterladen.

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