Juniatag 2024

„Gott ist so viel mehr als HERR!“

Eindrücke zum JuniaTag am Pfingstmontag 2024

 

Hotel Dom und Vigil im Kellergewölbe von St. Gallen

 

Vier Theologinnen checken am Pfingstsonntag im Dom ein. – Nicht in den Dom, der Kathedrale des Bistums St. Gallen, aber eine Gasse weiter in das Hotel Dom*. Um 19:00 Uhr treffen sie zwei weitere Theologinnen, Charlotte Küng-Bless und Verena Süess, die den JuniaTag vorbereitet haben. Gemeinsam beten die sechs Frauen die Vigil zum JuniaTag im Pfarreizentrum des Doms, wo sich im Kellergewölbe ein Meditationsraum befindet. Sie beten am Vorabend des JuniaTags: «Seit Jahrtausenden wirken und feiern Frauen Gottes Gegenwart. Wir stellen uns in ihren Kreis. Mit der Litanei bekennen wir, dass wir Töchter sind und das Feuer weitertragen. Wir bekennen unsere Berufung. Verbunden mit euch, Mütter und Schwestern, bereiten wir Wege und ebnen wir Pfade, dass Gottes Gegenwart heute sichtbar und erfahrbar wird.» Während der Junia-Litanei wiederholen wir den Liedvers:

«Sende aus deine Ruach und das Antlitz der Erde wird neu.»

 

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Auf den Spuren der Heiligen Wiborada von St. Gallen

 

Am Vormittag des Pfingstmontags beginnt um 09:30 Uhr die Wiborada-Führung durch St. Gallen mit Hildegard Aepli. 13 Frauen und Männer finden sich vor der Kirche St. Georgen, oberhalb von St. Gallen, ein. Wiborada verbrachte dort eine vierjährige Probezeit, um zu prüfen, ob sie für das Leben als Inklusin geeignet war. Im Altarraum der Kirche ist Wiborada neben Bruder Klaus gemalt worden. In der Krypta steht sie in der Mitte des Altarbilds zwischen Gallus und Otmar. Dies ist ein Zeichen ihrer Ebenbürtigkeit zu den heiligen Männern. Ihre Insignien sind die Bibel und eine Hellebarde als Verweis auf das Martyrium. Die Dreifaltigkeit Gottes wird an der Decke des Altarraums der Krypta von Ferdinand Gehr in seiner frühen Phase folgendermassen dargestellt: Taube, Jesus mit Kreuz und Gott «Vater»
in einem Dreieck als Mann mit weissen Haaren und Bart. Mich stört diese Darstellung von Gott als Mann sehr. Das Geburtsjahr von Wiborada ist unbekannt. Auf ihren Willen hin wird sie nach ihrer Probezeit in St. Georgen 916 von Bischof Salomo III. in einer Klause bei der Kirche St. Mangen in St. Gallen eingeschlossen.

 

Unser Weg führt nun in die Kathedrale von St. Gallen. Hier hat Wiborada nur einen Platz an der Decke in einem Seitengewölbe erhalten. Wir gehen weiter zur Kirche St. Mangen, der ältesten Kirche der Stadt St. Gallen. Hier lebte Wiborada zehn Jahre als Inklusin; das war ihre Berufung. Sie ging nie nach draussen und lebte auf etwa 10 Quadratmetern in strenger Askese. Die zwei Fenster ihrer Zelle öffneten sich zur Kirche (zu Gott) hin und zur Welt. Im Traum sah sie den Einfall kriegerischer Stämme aus dem Gebiet des heutigen Ungarns voraus. So konnte sie nicht nur die Mönche und andere Menschen warnen, sondern auch die wertvolle Bibliothek des Klosters konnte gerettet werden. Wiborada wurde am 1. Mai 926 von den Kriegern in ihrer Zelle überfallen und durch Axthiebe ermordet. Ihr Märtyrertod ist im Professbuch der Abtei St. Gallen niedergeschrieben worden. Wiborada wurde von Papst Clemens II. 1047 als weltweit erste Frau heiliggesprochen. Der Gedenktag der Hl. Wiborada von St. Gallen ist der 2. Mai, einen Tag nach ihrem Todestag. Eine viertel Stunde dürfen wir, im Rahmen des Inklus:innen Projekts, mit dem Inklusen Gabriel – über das Fenster zur Welt – sprechen und er bietet uns gesegnetes Brot an. Über das Fenster zum Kirchraum legen ihm einige von uns Fürbitten hin.

 

«Gott ist so viel mehr als HERR» – Zu Gast in der Pauluspfarrei Bendlehn

 

Es ist Mittag. Nun sind über 40 Frauen und Männer und ein Kind aus verschiedenen Landesteilen der Schweiz zum JuniaTag zusammengekommen. Wir sind in der Kirche und im Zentrum der Pauluspfarrei Bendlehn bei Speicher AR. Wir sind dort im Rahmen des 50jährigen Bestehen der Pfarrei zu Gast. Es ist ein freundlicher Kirchraum mit viel Holz, integriert in einem modernen, gemütlichen Zentrum. Wir werden von der Pfarreiratspräsidentin Simone Vial und Verena, die schon am Vortag mit uns die Vigil betete und hier als Seelsorgerin arbeitet, begrüsst. Ein Team der Pfarrei hat für uns wunderbaren «Anden Gemüseeintopf mit Reis» gekocht.

 

Nach dem Mittagessen hören wir den Vortrag der Gastreferentin Dr. Annette Jantzen aus dem Bistum Aachen zum Thema «Gott ist mehr als nur HERR»**. Danach besteht die Gelegenheit, sich in einem Workshop mit ihr ausführlicher zu «Gottesrede in liturgischen Gebeten» auszutauschen, das Bibliodrama mit Karin Klemm «Gott – Geburtshelferin für Kinder und Widerständige» zu besuchen oder den Workshop «Biografisches Schreiben» mit Susanne Andrea Birke zu wählen.

 

Ich bin beim Vortrag und dem Workshop mit Annette Jantzen. Ihre wissenschaftliche Arbeit und Exegese zeigen auf, dass an vielen Stellen bei der Übersetzung vom Hebräischen ins Griechische, Lateinische und Deutsche der Eigenname Gottes (JHWH) vermännlicht wurde. Auch in den heutigen liturgischen Texten herrscht in der röm.-kath. Kirche ein männliches Gottesbild vor. Ich nehme aus der Diskussion folgendes mit: Es braucht eine gute Vorbereitung der Liturgie und Mut, vorgegebene männliche Hoheitstitel auch durch weibliche oder offene Anreden für Gott zu nehmen, wie z.B.: Heilige Geistkraft statt Heiliger Geist; statt Gott, unser Vater, Gott, wer du auch bist, wie du auch heisst…; du, Gott, ewig…; beim Kreuzzeichen, statt im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu sagen: + Gott sagt: Ich bin bei dir.

 

Beim Beten, Singen und Tanzen zum Abschluss des JuniaTages in der Kirche werden wir musikalisch vom Hackbrett-Duo Roland Küng und Urs Grob begleitet. Alle nehmen eine Rechaud Kerze mit Worten der umgetexteten Pfingstsequenz von Annette Jantzen mit. Zudem steht auf jedem Kerzlein ein Datum. So brennt in vielen Landesteilen der Schweiz und im Bistum Aachen jeden Tag eine Kerze bis zum 22. Juli, dem Fest der Hl. Maria von Magdala. Allen, die uns diesen gelungenen, die Seele und den Leib stärkenden JuniaTag ermöglicht haben, sage ich DANKE! – Auch im Kanton Zürich werden einige Kerzlein brennen.

 

«Du, Gott, ewig, sende aus deine Ruach und das Antlitz der Erde wird neu.»

 

Nadja Eigenmann-Winter, kath. Theologin/Spitalseelsorgerin im Kanton Zürich, 23.05.2024

 

* Für eine Übernachtung in St. Gallen ist das Hotel Dom sehr zu empfehlen. Es hat eine zentrale Lage, im Hotel finden rund 55 Menschen mit einer Beeinträchtigung eine Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz. Es ist nachhaltig geführt, das Morgenessen ist sehr gut und wir haben ein gratis Billett als App erhalten, um den regionalen ÖV zu benutzen.

** Ich weise auf das Interview bei kath.ch mit Annette Jantzen am 19. Mai 2024 hin:

Annette Jantzen: “Die Kirche gendert das Gottesbild männlich”

 

Hier gehts zum Flyer!

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Gott essen…

JuniaWeiterbildung

«Gott essen». Von Mahlfeiern, Brotfeiern, Gastmählern.

Herzliche Einladung zur JuniaWeiterbildung!

 

Samstag

26. Oktober 2024

10-13 Uhr im Zinnensaal in Aarau

Haus zur Zinne, Kirchgasse 19, 5000 Aarau

 

Inputs und Workshops mit

Dorothee Becker, Theologin, Gemeindeleiterin St. Franziskus in Riehen/BS und

Monika Hungerbühler, feministische Theologin und Seelsorgerin.

Anschliessend gemeinsame Agapefeier.

 

Unkostenpreis: Fr. 20.-

Die Veranstaltung ist für alle Interessierten offen.

Anmeldung bei: mo.hungerbuehler@gmail.com bis zum 13.10.2024

Minimale Tln.zahl: 8, maximale Tln.zahl: 30

Juniatag 2023

Stärkende Begegnung

«Aber, bei allem: Es geht nicht nur um eine neue Sprache, es geht auch und vor allem um eine neue Theologie.» (Jacqueline Keune)

 

Sie hat die Türen der Kirche und des Pfarreiheims St. Stephan in Therwil/BL weit geöffnet und die gut vierzig Anwesenden begrüsst: Elke Kreiselmeyer, Gemeinde-und Pastoralraumleiterin, die nach dem Entzünden der Flamme der Begeisterung durch Dorothee Becker das Kunstwerk «Acht Frauen», geschaffen von der Künstlerin Corinne Güdemann, spannend eingeordnet und erläutert hat. Maria Magdalena, Martha, Phoebe, Junia, Lydia, Priska, Thekla, die Namenlose. An der Stelle des alten Beichtstuhls,  links neben dem Haupteingang, unter dem Putz, hat das Fresko mit der Tischgemeinschaft von acht Frauen seinen Platz gefunden – einem kleinen Wunder gleich. Sie erzählte, wie es dazu kam, dass eine Pfarrei mit auf den Weg genommen werden konnte und ein neues Gesicht bzw. acht neue Gesichter bekam. Ein Paradebeispiel für synodale Wege.

 

«…eine Art Grundleiden an vielen Verhältnissen des Unrechts.»

 

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Charlotte Küng-Bless hat mit der Theologin und Schriftstellerin / Poetin Jacqueline Keune ein Gespräch geführt über liturgische Sprache, sie auf feine Art befragt und sich selbst und ihre Sicht eingebracht. Auf die Frage, welches die inhaltlichen Schwerpunkte ihres Schreibens seien antwortete Jacqueline Keune: «… wenn ich darüber nachdenke, was sich als Grundstrom durch meine Texte zieht, dann würde ich sagen: eine Art Grundleiden an vielen Verhältnissen des Unrechts, und dass sie alle auf ihre Art für Veränderung einstehen, für etwas Neues, für etwas Lebenswerteres, für ein Mehr an Gerechtigkeit. Oder theologisch gesagt: Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, das ist mir das wichtigste Anliegen.» Die anwesenden kirchlich Beheimateten und Heimatlosen, die Kämpfenden für eine neue und andere römisch-katholische Kirche konnten der Sprechenden nur beistimmen. Lebensfernes, abgehobenes, teils verlogenes Sprechen und Handeln von kirchlichen Amtsträgern macht wütend und schmerzt. An Sprache, insbesondere liturgischer Sprache, istJacqueline Keune besonders wichtig, dass sie persönlich ist und lebensnah. Aber auch vorläufig, dynamisch, einfach, kritisch, hoffnungsvoll, wesentlich, überraschend und begrenzt. Ermutigend sagte sie zu den anwesenden Theolog*innen, aber auch zu allen Engagierten, Kritischen und Suchenden: «Alle können Gebete schreiben. Und es geht eben nicht um tiefe oder geschmeidige Gebete, sondern um eigene, innige.»

 

Was bleibt und kommt

 

Es war ein guter JuniaTag. Ein Tag der Vernetzung der gegenseitigen Bestärkung, ein Tag mit frischenErdbeeren vom Obstbauern Stefan Fuchs vom Tüllinger Hügel, der brennenden Flamme der Begeisterung, der Pfingstsequenz weiblich, ein Tag mit einem Gespräch über (liturgische) Sprache, Hören, Lernen, Sprechen, Schreiben, Spielen in vier Workshops, mit einem Safran-Reis-Linsen-Gericht, einem Glas Wein, vielen helfenden Händen in der Küche, Ermutigung, Lachen, Austausch, Freude, «ah du bist auch hier!»,«Wie schön, dich nicht nur per Zoom zu sehen!», mit Cello und Geige im Gottesdienst, einem Kanon, einem verbindenden Bändeli, einem Segen für den weiteren Weg, mit dem kommenden Engagement und der Aussicht auf den nächsten JuniaTag am 17. Mai 2024 in der Ostschweiz.

 

Wir sind miteinander verbunden

 

Wir sind miteinander verbunden, Menschen, männlich, weiblich und viel mehr
Wir sind miteinander verbunden, Erde, Himmel, Lebende, Verstorbene.
Wir sind miteinander verbunden, Hunde, Bienen, Giraffen und Ameisen.
Wir sind miteinander verbunden, Pfingstrosen, Rosmarin, Ringelblumen und Efeu.
Wir sind miteinander verbunden, Liebende, Kämpfende, Verletzte, Frustrierte.
Wir sind miteinander verbunden, Apostelinnen, Diakoninnen, Prophetinnen, sakramental Gesandte und für ihren Dienst Ordinierte.
Wir sind verbunden mit Engagierten des CWC, den Menschen in Amazonien, den Mädchen in Afghanistan, den Kämpfer*innen von Maria 2.0.
Wir sind verbunden.

 

Monika Hungerbühler, Steuergruppe #JuniaInitiative

 

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Ordination zum sakramentalen Dienst

Wir sind …

… bewährte Frauen* im kirchlichen Dienst und in Ordensgemeinschaften. Wir arbeiten und wirken seit Jahrzehnten in Pfarreien, Spitälern, Heimen, Schulen, Gefängnissen und an vielen anderen Orten.

 

… für die Menschen da, lachen und weinen mit ihnen, wir predigen und taufen, wir halten und salben Hände, übernehmen Leitungsaufgaben und verkünden das Evangelium Jesu Christi.

 

… längst bereit für die Ordination zum sakramentalen Dienst im Vertrauen, dass Gott uns gerufen hat und uns durch Menschen täglich neu ruft.

 

… befähigt zum Feiern der Sakramente, weil wir über spirituelle Reife, Lebenserfahrung und theologische Bildung verfügen. Als gesandte Frauen* mit Ordination zum sakramentalen Dienst möchten wir der Kirche ein vielfältigeres Gesicht geben.

 

Bist DU eine Frau*, die zur Ordination bereit ist? Du möchtest Sakramente feiern? DU tust das seit langem im Stillen? Dann bist DU bei uns in der richtigen Community. Schreibe uns!

 

Sind SIE in einer katholischen Gemeinschaft oder Gemeinde engagiert? Als Mitglied, als Ordensfrau, Ordensmann oder Priester? Erleben SIE, dass sich Frauen* im kirchlichen Dienst auf vielfältige Weise bewähren? Dann unterstützen SIE / unterstütze DU einzelne sendungsbereite Frauen* oder die #JuniaInitiative! Vernetzen wir uns.

 

Hier gehts zum Flyer!

Über uns

Vision

Wir träumen von einer Kirche, die sich wieder vermehrt auf ihre Wurzeln und ihren Ursprung in Jesus Christus besinnt, dass sie ihm nacheifere in Worten und Handeln und sich vehement gegen jede Form von Ausgrenzung einsetze. Wir träumen davon, dass sie in ihren eigenen Reihen damit beginnt alle Menschen und unabhängig von Geschlecht und Lebensform, entsprechend ihren Fähigkeiten und Charismen, in den Dienst zu nehmen und auszusenden.

Gesichter

Sendung unterstützen

Kennen Sie eine oder mehrere in der Seelsorge bewährte Frauen* persönlich? Falls diese bereits auf der Webseite als sendungsbereit aufgeführt sind, können Sie sie durch das Ausfüllen des Formulars mit einem aussagekräftigen Votum unterstützen und dem jeweiligen Ortsbischof zur sakramentalen Sendung empfehlen.

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