18 Mai Junia-Psalm
Du, unser Gott,/
dreieiniges Leben von Ich-Du und Wir*
im Tanz des Seins.
Ursprungslose Potenz,/
die hervorbringt und aufnimmt,*
schenkt und empfängt:
Leben ist dein göttliches Tun,/
in Rhythmus und Klang, Odem und Wort,*
Wesen und Form, Schönheit und Sinn.
Kosmische Welten bestehen durch dich,/
im Zeichen von Sonne und Mond*
wir Menschen, dir gleich,
aus deinem Odem, von deiner Art,*
königlich-priesterlich, wohnhaft in dir.
Wir sind aber raus gefallen*
aus dem Takt von jenseits.
Alles ist nun oben und unten,/
verkehrt, verdreht, im Nichts,*
dynamisfremd, wie Stein und verstockt.
Ungläubig hören wir,*
und nichts leuchtet ein.
Doch dein Herz pulst mit göttlicher Kraft*
durch alles hindurch, als Logos im Chaos,
und schafft das Lebendigsein aller Kräfte mit Macht,*
Sinn und Richtung, Weg und Tür.
So beginnt zu erstehn,*
was im Himmel schon ist.
Durch die Ritzen des Geistes*
sucht uns dein Wort:
Höre, o Mensch -/
Mann und Frau -, wer denn sonst,*
sei wieder mein Bild!
In Grüften verkrochen,*
im Armutsgewand der Vergänglichkeit,
einsam todgeweiht:*
Komm wieder heraus!
Steh auf und geh, verkünde das Neue:/
Es ist heiliger Ur-Sprung! Immer und ewig,*
hier und jetzt!
Nicht oben und unten,/
sondern Ich-Du und Wir,*
mit mir im Spiel!
Schenk uns, o Gott, den Durchbruch der Sehnsucht,*
Begeisterung für den Schimmer des Ew’gen
in der Fremdheit des Nicht-Ich,*
im Antlitz des Du.
Schenk uns dazu das geöffnete Ohr,*
den liebenden Blick, das erwärmte Herz,
für den bewegenden Klang von jenseits,/
damit wir zusammen in Prachtgewändern der Freiheit*
heimfinden zu den festlichen Hallen deiner Herrlichkeit.
Amen.
Psalm von Pia Maria Hirsiger hier herunteladen.